Gießen feiert die Walpurgisnacht mit Hexen, Wein und Gesang

Gießener Anzeiger vom 2. Mai 2019 • von Heiner Schultz

Charmantes Trio: die drei fröhlichen Hexen Ulrike Hofer aus Gießen, Heidi Gareiß aus Biebertal und Heidrun Popovic aus Pohlheim. Foto: Schultz

GIESSEN – Am Vorabend des 1. Mai ist ja immer viel los in Gießen. In der katholischen Kirche St. Thomas Morus fand etwa die Walpurgisnacht statt, mit Hexen, Wein und vor allem viel Gesang. Ingi Fett, Thomas Ransbach und Stephan Pussel waren die Solisten.

Kostümierung war erwünscht, und ein charmantes Hexentrio unter den Gästen hübschte die Umgebung wirksam auf, auch das Personal war mit schwarzen Schlapphüten stimmungsvoll gewandet.

„Kantor Thomas Ransbach hatte die Idee schon vor ungefähr einem Jahr“, sagte Organist Jakob Handrack. „Ich wollte ein Trio mit zwei Herren und einer Sängerin ausprobieren“, ergänzte Ransbach. Und die Auftritte in den „Katakomben“ waren vielversprechend.

Das lag auch am Liedgut. Die Titelliste begann bei Abba, weiter ging’s mit Diana Ross und Mike Oldfields Dauerbrenner „Moonlight shadow“, einem zuverlässigen Mobilisator, gefolgt von einem Musicalblock, den Pussel (im richtigen Leben Leiter der Kindertagesstätte St. Thomas Morus) und Kantor Ransbach mit Fett musizierten. Da war die Energie im Publikum schon deutlich spürbar.

Für gute Stimmung sorgte dann auch Thomas Ransbach mit einem Block hochseriöser und ebenso gefühlvoller Bigband-Hits – etwa von Frank Sinatra (besonders emotional: „Moon River“).

Anschließend begann der Hauptteil, nämlich Ingi Fetts professioneller Soloblock. Inzwischen war schon Bewegung in die Gäste gekommen, man unterhielt sich lebhaft, und es gab viele lächelnde Gesichter: Die Party lief. Aber noch lange nicht so gut wie bald darauf. Fett startete ihren nächsten Block mit einem Hit von Shocking Blue („Venus“) und stellte so eine unmittelbare Verbindung zum Publikum her. Beim folgenden „Que sera“ kam sie mitten im Stück von der Bühne herunter und verkündete: „Jetzt fassen wir uns einfach alle an und schunkeln“, und siehe da: Alle schunkelten. Die ganze Mannschaft tanzte miteinander in zwei Gruppen und fühlte sich pudelwohl. Fett entschied daraufhin mit sicherer Intuition, den Rest des Blocks gleich im Publikum zu singen, und glitt schwungvoll durch ihre Zuhörer, die nicht mehr aufhören wollten, zu tanzen. Jetzt nahm die Stimmung erst richtig Fahrt auf. Man spürte, dass sich die Sängerin sehr wohl fühlte und diese Energie musikalisch direkt umsetzte.

Selbst in den Pausen lief fetzige Musik, man hörte etwa Spencer Davis und andere Gruppen mit ihren sofort wirksamen Hits der Sechziger und Siebziger: Das Programm war auch in den Unterbrechungen sehr kundig gestaltet – die Sänger mussten schließlich ab und zu mal Luft holen. Und wer früher gehen musste, wurde so gleichsam auf den Schwingen ewiger Hits hinausgetragen.

Die „Katakomben“ waren zudem kundig ausgestattet mit rotierendem Disco- und anderem Lichtschmuck und Rauchmaschine. „Der Rauch war Weihrauch“, versicherte Handrack schmunzelnd.